01.10.2024

AMD Ryzen 9000 und X870 Mainboards – Top oder Flop?

Die Erwartungen sind hoch, als AMD die neue Ryzen 9000 Serie ankündet. In der Vergangenheit hat AMD mehrfach bewiesen, dass die Firma weiss, wie man Prozessoren herstellt und die Kunden zufriedenstellt. Immer wieder beeindruckten sie durch hohe Leistungssteigerungen, verbesserte Leistungsaufnahme und neue Features wie zuletzt der so genannte 3D V-Cache, welcher vor allem beim Gaming einen enormen Performance-Sprung gebracht hat.

Der Zeitpunkt des Launch der neuen Prozessoren, ursprünglich für Anfang August geplant, hätte auch nicht besser sein können. Zu diesem Zeitpunkt wird publik, dass Intel mit den Prozessoren der 13. und 14. Generation Probleme mit einem fehlerhaften Microcode hat, welcher die Prozessoren dauerhaft beschädigen kann. Wenn AMD in diesem kritischen Zeitfenster also überzeugende Prozessoren auf den Markt bringt, werden sich viele Leute den Wechsel von Team Blau zu Team Rot überlegen.

AMD hat an den Präsentationen zur Ryzen 9000 Serie mehrfach betont, wie effizient die neue 4nm Zen 5 Architektur ist. Da moderne Komponenten immer mehr Strom verbrauchen und Hersteller für Mehrleistung oft einfach noch höhere Power-Limits setzen, wäre es zur Abwechslung einmal schön, neue Komponenten zu testen, welche diesem Trend entgegenwirken.

Unsere Tests der neuen AMD Prozessoren und Mainboards

Die grosse Frage nun, hat AMD abgeliefert? Natürlich sind wir bei brentford dieser Frage nachgegangen und ich habe die 9000er AMD Ryzen CPUs mit neuem X870 Mainboard gründlich durchgetestet und viele Benchmarks durchgeführt. Bei den neuen Mainboards mit dem X870E Chipsatz habe ich geprüft, ob nun auch endlich höhere RAM-Geschwindigkeiten mit Vollausbau möglich sind.

Testaufbau

Fürs Testing habe ich wie immer ein Testsystem zusammengestellt. Es besteht aus den folgenden Komponenten:

  • AMD Ryzen 7 9700X / AMD Ryzen 9 9900X / AMD Ryzen 9 9950X
  • Noctua NH-D15 Chromax
  • Gigabyte X870E Aorus Wifi 7
  • 2x32 GB Kingston DDR5-5200MHz / 4x32 GB Kingston DDR5-4800MHz
  • PNY RTX 4000 ADA
  • Fractal Design North
  • beQuiet Pure Power 650W

Testablauf

Wie bei jedem Hardware-Launch führe ich unsere üblichen Benchmark Tools aus, darunter Cinebench, Vray und Specviewperf. Jeder Test wird dabei 3-mal durchgeführt und der Durchschnitt aus den Testresultaten als Ergebnis gewertet. Auch hat mich dabei der Energieverbrauch interessiert und ich habe die Leistungsaufnahme der verschiedenen CPUs gemessen. Die Cinebench Tests habe ich ausserdem noch mit drei verschiedenen Leistungsprofilen durchgeführt. Als erstes habe ich die AMD-Standardeinstellungen verwendet. Als nächstes PBO unlimitiert, was bedeutet, dass der Prozessor die Taktrate ohne Power-Limit nach oben treibt, soweit dies der Kühler zulässt. Zum Schluss habe ich die Leistungsaufnahme noch begrenzt und tiefer als die Standardeinstellungen gesetzt.

Hier die Resultate:

Cinebench R23, höher ist besser



Cinebench R23 Score AMD 9000er CPUs (PBO unlimitiert, Stock, Energiesparmodus)


Cinebench R23 Leistungsaufnahme in Watt (PBO unlimitiert, Stock, Energiesparmodus)



Specviewperf, höher ist besser (Fokus Siemens NX CAD Programm)


V-Ray, höher ist besser (CPU Render Test)


Zusammenfassung der Testresultate

Insgesamt zeigt sich, dass die neuen Prozessoren der 9000er Serie, je nach Anwendung, zwischen 5-15% schneller sind als die 7000er Serie. Beim CPU-Rendering mit V-Ray gab es den wohl grössten Performance Sprung und dort zeigt sich auch ein klarer Sieg von AMD gegenüber dem Intel Flaggschiff 14900K.  Was sich bei den Tests auch zeigt ist, dass die AMD-Prozessoren für gleiche oder teilweise bessere Performance weniger Leistung aufnehmen. Im Cinebench R23 zum Beispiel liegen die Scores vom 9950X und dem 14900K sehr nahe zusammen, der Intel Prozessor verwendet mit Standardeinstellungen aber rund 55 Watt mehr im Multicore Test.

In den Tests mit PBO zeigt sich, dass die Aufhebung der Leistungslimits keinen gewaltigen Einfluss hat. Die Scores sind zwar höher, die Leistungsaufnahme steigt aber nicht linear mit, sondern exponentiell. Das wohl extremste Beispiel hierfür ist der Test des Ryzen 7 9700X. Beim Cinebench Multiscore Test steigt der Score um rund 15%, die Leistungsaufnahme verdoppelt sich aber fast.

Im Gegenteil dazu sinken die Scores bei Begrenzung der Leistungsaufnahme nur um ca. 8-10%, es kann aber rund 25% Leistung eingespart werden. Dies wirkt sich vor allem bei stark CPU-lastigen Anwendungen auf Dauer aus. Die Single Core Performance wird weder von einer Steigerung noch einer Senkung der Leistungslimits beeinflusst.

Eine weitere eindrückliche und unerwartete Erkenntnis ist die starke Leistung des AMD Ryzen 9700X Prozessors bei Single-Core lastigen Anwendungen. ImSpecviewperf Benchmark, der CAD Anwendungen abbildet, ist der AMD Ryzen 9700X Prozessor fast 9 Prozent schneller als Intels Core i9 14900KF Prozessor.

Mainboards mit neuen X870 Chipsets

Was mich ausserdem auch positiv überrascht hat, ist der Fakt, dass wir mit unserem Test-Mainboard endlich auch etwas höhere RAM-Geschwindigkeiten bei einem Vollausbau, also vier RAM-Modulen, erreichen konnten. In unserem Fall liefen sowohl das 4x32GB wie auch 4x48GB Kit mit 4800MHz bzw. 5200MHz, wo beim alten Chipsatz (B650/X670) maximal 4000 MHz möglich waren. Dadurch kann vor allem in RAM intensiven Anwendungen nochmals mehr Performance herausgeholt werden.

Ausser dem neuen Namen gibt es aber bei den Mainboards mit X870 Chipset nicht viel Neues. Die einzige zusätzliche Funktionalität ist, dass nun immer USB4 vorhanden ist.

Fazit: Top oder Flop?

Die AMD-Prozessoren der 9000er Serie haben mehrheitlich gute Testresultate und es handelt sich um sehr performante Prozessoren. Die Leistungssteigerung gegenüber der Ryzen 7000er Serie ist allerdings nicht so gross, wie wir dies von einer neuen Prozessor-Architektur erwartet hätten. Es fühlt sich daher eher wie ein Refresh einer bestehenden Architektur an als eine neue Architektur.

Meiner Meinung nach ist der spannendste Aspekt der neuen Prozessoren, dass Sie nochmals effizienter geworden sind, vor allem wenn man die Leistungsaufnahme noch etwas weiter begrenzt. AMD bleibt weiterhin eine sehr gute Alternative zu den Intel Prozessoren und der Markt bleibt für den Endkonsumenten spannend. Durch den konstanten Schlagabtausch zwischen Intel und AMD gibt es viele neue Produkte und auf AMDs Seite wird der Fokus nicht nur auf maximale Performance, sondern auch auf Energieeffizienz gelegt. Hier könnte sich Intel einmal eine Scheibe abschneiden.

Wer bereits auf der Ryzen 7000er Serie arbeitet, wird durch das Upgrade auf die Ryzen 9000er Serie nur eine minimale Leistungssteigerung erleben. Wer allerdings eine ältere Plattform hat, zum Beispiel die AMD Ryzen 5000er Serie, wird einen deutlichen Leistungssprung wahrnehmen. Auch bietet die Ryzen 9000 Plattform eine sehr gute Alternative zu den von Problemen geplagten Intel Prozessoren.

Für die Gamer unter euch bleibt weiterhin warten angesagt. Die Tests mit den Ryzen 9000er Prozessoren sind eher ernüchternd und der mit Abstand beste Gaming-Prozessor bleibt weiterhin der Ryzen 7 7800X3D. Es soll allerdings in Kürze auch von der 9000er Serie wieder eine X3D Variante geben, auf die wir natürlich gespannt warten. Sobald diese auf dem Markt sind, werde ich mich nochmals intensiv ans Testen machen.

Auch von Intel sollen dieses Jahr noch die neuen Prozessoren der Arrow Lake Architektur auf den Markt kommen. Wir sind sehr gespannt, wo sich diese bei der Performance, aber auch bei der Leistungsaufnahme, einreihen werden. Ausserdem sind wir gespannt, ob Intel die Probleme der vorherigen Generation komplett beheben konnte und es sich wieder um eine Prozessor-Architektur handelt, die den Intel Standards von Stabilität entspricht.

Die neuen AMD CPUs gibt es bei brentford natürlich ab sofort. Ihr findet diese in unserem Online-Konfigurator und wir bieten auch weiterhin den von uns optimierten Energiesparmodus an, der sich wie unsere Test gezeigt haben, lohnt.

Die neuen X870 Mainboards werden in den nächsten Tagen im Shop aufgenommen.

Über den/die Autor(in)

A photo of Thimo Nef

Thimo Nef / PC Techniker

Thimo Nef ist nach einem Maschinenbau Studium und verschiedenen Praktikas im Bereich IT und Game Design als PC Techniker bei brentford eingestiegen. Thimo hat sein Hobby zum Beruf gemacht und  konzipiert und assembliert PCs und High End Systeme. Zudem unterstützt Thimo die Kunden in allen Supportfragen und Reparaturfällen mit viel Geduld, und in einer Sprache, die verständlich ist.

Auch in seiner Freizeit beschäftigt sich Thimo mit PCs. Als passionierter Gamer kennt er sich insbesondere in Fragen der Hardware-Anforderungen und -Leistung sehr gut aus und testet laufend die neuesten Technologien.