16.11.2024

Intel Core Ultra 200S Prozessoren - besser, aber ...

Seit wenigen Wochen gibt es die neue Serie von AMD 9000er Prozessoren und nun kontert Intel mit den Core Ultra 200S Desktop Prozessoren mit neuer Architektur.

Intels neue Core Ultra Desktop-Prozessoren der 200S-Serie sind auch unter dem Codenamen "Arrow Lake" bekannt. Diesen neuen Desktop-CPUs hat Intel ein neues „Core Ultra“-Namensschema gegeben und damit wird die bekannte Core i3/i5/i7/i9-Reihe abgelöst. 

Zum Start veröffentlicht Intel die Modelle Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K/KF und Core Ultra 5 245K/KF. Eine „KF“-Variante, die Variante ohne integrierte Grafik, des i9 fehlt jedoch, ebenso wie nicht-übertaktbare CPUs ohne „K“-Kennzeichnung. Möglicherweise folgen diese Varianten in den nächsten Monaten.

An der Spitze steht der Intel Core Ultra 9 285K, der als Nachfolger des Core i9-14900K gilt. Danach folgen die Core Ultra 7 265K und 265KF Prozessoren (Nachfolger des i7-14700K(F)) sowie die Core Ultra 5 245K und 245KF (Nachfolger des i5-14600K(F)).

Alle fünf vorgestellten CPUs sind im Aufbau ähnlich, unterscheiden sich jedoch in der Anzahl der Kerne, der Cache-Grösse, Taktfrequenzen, TDP und Grafikleistung.

Neue Architektur ohne Hyper Threading

Die Architektur dieser "Arrow Lake" Prozessoren ist primär von der letztjährigen Meteor Lake-Mobile-Architektur inspiriert. Es ist Intels erste Desktop-CPU mit Foveros-Technologie, wodurch Chiplets statt eines monolithischen Chips verwendet werden, ähnlich wie bei AMD, was die Produktionseffizienz steigert.

Auch bei den Prozessoren der 200S-Serie wird am Konzept von Performance-Cores und Efficient-Cores festgehalten. Gegenüber der Vorgängerversion der 13./14. Gen. Prozessoren bieten die P-Cores eine 9% IPC-Steigerung (Instruction per Cycle), verzichten aber auf Hyper-Threading. Die neuen E-Cores kommen sogar auf 32% mehr IPC gegenüber der Vorgängerversion. Weitere Änderungen umfassen eine verbesserte integrierte Grafikeinheit und die Integration einer NPU (Neural Processing Unit) zur Entlastung der CPU bei spezialisierten KI-Aufgaben, wie zum Beispiel Bildoptimierung in Zoom.

Intel hat die wichtigsten Eigenschaften der letzten 14. Generation weitgehend unverändert beibehalten. In jeder Leistungsklasse bleiben Kernanzahl und -verteilung gleich, jedoch mit weniger Threads, da Hyper-Threading entfällt. Die Taktfrequenz ist etwas gesunken, da die neuen Lion Cove-Kerne offenbar nicht so hoch takten wie die ausgereiften Raptor Cove-Kerne der 14. Generation. Auf der E-Core-Seite gibt es jedoch eine Erhöhung der Basis- und Boost-Frequenzen von 2,4 und 4,4 GHz auf 3,2 bzw. 4,6 GHz.

Die Power-Limits der Prozessoren wurden leicht angepasst: Die 14. Generation lag bei 253 W, die neue Core Ultra 200S-Serie liegt nun bei 250 W für Core Ultra 9 und Core Ultra 7. Der Core Ultra 5 sank von 181 W auf 159 W. Diese Änderungen sind für die Ausführung der meisten Anwendungen kaum relevant, jedoch ist der Stromverbrauch bei moderater und niedriger Last gegenüber der Vorgängergeneration deutlich gesenkt. Damit folgt Intel dem Trend, den AMD mit den Ryzen 9000er Prozessoren schon vorgegeben hat. Bei den neuen Prozessor-Generationen ist Leistung nicht mehr das einzig wichtige Kriterium, Effizienz gewinnt an Bedeutung.

Neue Plattform mit Intel Z890 Chipset

Intels Core Ultra-Prozessoren verwenden auch einen neuen Sockel, den LGA 1851, und damit auch eine neue Serie von Chipsätzen. Zum Start ist der Z890-Chipsatz verfügbar, weitere sollen folgen.

Die neue Intel Arrow Lake Plattform bietet 16 Lanes der PCI-Express Generation 5, die direkt mit dem Prozessor verbunden sind. Die insgesamt 16 PCI-Express-5.0-Lanes können in 2x acht aufgeteilt werden. Somit kann eine Grafikkarte entweder über die vollen 16 Lanes verfügen oder über acht Lanes angebunden werden (sofern das Mainboard entsprechend ausgelegt ist). Hinzu kommen noch vier Lanes nach PCI-Express 5.0, um eine NVMe-SSD anzubinden. Die restlichen Anschlüsse werden über den Chipsatz Z890 zur Verfügung gestellt. Dieser bietet weitere 24 PCIe-4.0 Lanes.

Die Z890 Plattform unterstützt 2 Kanal DDR5-Speichertechnologie bis zu 8400MT/s. Es ist ein maximaler Arbeitsspeicher-Ausbau bis zu 256 GB möglich, auch eine Neuheit. In Kürze soll es auch die dafür notwendigen 64 GB non ECC Speichermodule geben.

Erste Tests überzeugen

Soeben haben wir die ersten Intel Core Ultra Prozessoren erhalten. Bei den ersten Test mit Cinebench überzeugen die neuen Intel Prozessoren sowohl bei der Multi-Core wie auch bei der Single-Core Performance. Sowohl der bisherige Intel Core i9 14900K Prozessor wie auch die neuen AMD 9000er Prozessoren werden überholt.

Intel Core Ultra 9 285K

In Cinebench Multi-Core-Tests zeigt der Intel Core Ultra 9 285K Prozessor gengenüber der Vorgängergeneration eine Verbesserung von 15% und übertrifft den Ryzen 9950X um 12%. Der "kleinere" Intel Core Ultra 7 265K erzielt einen Zuwachs von 8% und kommt auf 5% an AMDs Top-Modell 9950X heran. 

Bei den Cinebench-Single-Core-Tests sind die Leistungszuwächse geringer. Der Intel Core Ultra 9 285K führt das Feld an, gefolgt von Intels 265K, der 12% besser ist als der ältere Intel Core i9 14900K Prozessor und 5% besser als der AMD Ryzen 9 9950X Prozessor.

Tatsächliche Leistung Praxis-Anwendungen

Die Cinebench 2024 Werte beziehen sich auf reines CPU-Rendering, was in der Praxis wenig vorkommen wird. Oft wird die Grafikkarte in den Rechenprozess einbezogen und je nach Software funktioniert die Architektur der Intel oder der AMD Prozessoren besser für die jeweiligen Aufgaben.

Hier ein paar Leistungs-Vergleiche von gebräuchlichen Anwendungen:

In Blender bleibt der AMD 9950X mit einem Vorsprung von 3% die beste Wahl. Der Intel Core Ultra 9 285K verbessert sich um 14 % gegenüber dem 14900K, und der Ultra 7 265K übertrifft den 14700K um 6%. 

Im V-Ray Benchmark, der stark von der Multi-Core-Performance profitiert, erzielt der Ultra 9 285K einen Zuwachs von 17% gegenüber dem 14900K, bleibt aber 9 % hinter dem 9950X. Der Ultra 7 265K steigert sich um 6 % gegenüber dem 14700K.

In Photoshop und DaVinci Resolve gibt es kaum Leistungsunterschiede zwischen der neuen Intel 200S-Serie und den bisherigen 14. Generation-Prozessoren. In Photoshop bleibt Intel weiterhin hinter AMD zurück, wo sogar der Ryzen 9700X den Intel 285K um 11% übertrifft. In DaVinci Resolve bleibt Intel mit AMD wettbewerbsfähig, aber AMDs 9950X bleibt trotzdem die beste Wahl.

In Adobe Premiere Pro zeigen die Intel Ultra 200S-Prozessoren moderate Leistungssteigerungen. Premiere Pro verzeichnet etwa 5% mehr Leistung im Vergleich zur Vorgängergeneration, womit Intel immer noch klar vor AMD liegt.

Der Bereich Gaming muss hier nicht speziell erwähnt werden, denn da liefern die neuen Intel Ultra 200S Prozessoren eine enttäuschende Performance. AMD ist im Bereich Gaming ganz klar führend und mit dem Launch des AMD Ryzen 7 9800X3D Prozessors lässt AMD Intel weit hinter sich.

Ein weiteres Minus der neuen Intel Prozessoren ist der Preis, insbesondere der Intel Core Ultra 9 285K Prozessor ist teuer. Der Preisaufschlag in Kombination mit den ebenfalls neuen Z890 Mainboards liegt bei rund 20 Prozent gegenüber den bisherigen Prozessoren.

Fazit

Mit einer durchschnittlichen Leistungssteigerung von rund 10 Prozent mit der neuen Core Ultra 200S Serie bleibt Intel am unteren Ende der Erwartungen. Die Prozessoren sind jedoch eine deutliche Verbesserung gegenüber der vorherigen Intel-Generation wenn die Leistungsaufnahme ebenfalls berücksichtigt wird. 

Die Intel Core Ultra 200S-Serie bietet im Vergleich zur letzten 14. Generation eine moderate Leistungssteigerung, abhängig von Anwendung und Arbeitslast. Im Vergleich zur aktuellen Ryzen 9000 Serie von AMD zeigt Intel keine grossen Leistungssprünge oder Leistungseinbussen in spezifischen Anwendungen. 

Leider gibt es beim Launch einer neuen Intel Technologie einmal mehr Lieferverzögerungen. Für die Intel Core Ultra 9 285K Prozessoren gibt es aktuell keine bestätigen Liefertermine. Auch der neue CUDIMM Arbeitsspeicher, der mit Taktraten von 8400 MT/s eine weitere Beschleunigung bringen soll, lässt auf sich warten.

Steht nun die Beschaffung von neuer IT Systeme an, so sind bei der Wahl der richtigen Plattform und des besten Prozessors die individuellen Anwendungen und Anforderungen entscheidend.

In unserem Workstation Berater gibt es viele Tipps zur Zusammenstellung eines passenden Arbeitsgerätes. Gerne Beraten wir dazu auch telefonisch.

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Über den/die Autor(in)

A photo of Manuel Gutierrez

 

Manuel Gutierrez / Business Development

Nach einer Berufslehre als Elektroniker hat Manuel Gutierrez ein Ingenieurstudium in Nachrichtentechnik abgeschlossen sowie Weiterbildungen an der Universität St.Gallen sowie in Boston/Harvard absolviert. Nach einem kurzen Ausflug in die Software-Entwicklung war Manuel Gutierrez als Sales Director Schweiz verantwortlich für den Vertrieb von Netzwerk-Lösungen sowie Fix- und Mobilnetze für Carriers in Europa. Manuel Gutierrez hat über 12 Jahre ausgewiesene Erfahrung als Geschäftsführer in diversen global operierenden Technologie-Unternehmungen (Ascom, Alcatel, Fujitsu-Siemens) zuletzt als Managing Director und Delegierter des Verwaltungsrates von Fujitsu Technology Solutions AG Schweiz.

Bei brenford ist Manuel Gutierrez für das Business Development zuständig.